Geschichte der Pfarrgemeinde ab 1944
Aufgrund glücklicher Umstände war die materielle Zerstörung in Straelen am Ende des Zweiten Weltkrieges eher gering. Seelische Schäden hatten sich aber hier wie anderorts tief in die Herzen der Menschen gefressen, seien sie durch Brutalität des Krieges und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit hervorgerufen, seien sie mit Not und Hunger umschrieben, die Deutschlands Lebensnerv lähmten.
Die Kirche kam als intakt gebliebene Großinstitution eine herausragende Verantwortung in der geistig-moralischen Neuaufrichtung zu, eine Aufgabe allerdings, die sich schwer genug gestaltete.
Pfarrer Wolffram war im November 1944 schweren Herzens mit „seinen Schäfchen“ dem Befehl der Evakuierung gefolgt und hatte das Kriegsende in Harzgerode verbringen müssen. Im Herbst 1945 kehrten die Häufchen Straelener zurück. Der Pfarrer musste nicht nur seine Gemeinde neu „formieren“, sondern sah sich vor einen Berg von Problemen gestellt.
Im November 1946 rief er in einem Flugblatt „seine Pfarrangehörigen zur Mitarbeit in der Pfarrkaritas“ auf. Die „Notzeit, wie sie die Welt zuvor niemals sah“, erforderte den „Einsatz der Karitas in außerordentlicher Weise. Der Elisabethverein, bisher einziger Träger, ist nicht mehr in der Lage, die Aufgaben alleine zu lösen“. Die persönlichen Kräfte und Organisationen könnten nur zusammen wirksam werden. „Unsere Helfer nehmen Gaben für die Notleidenden unserer Gemeinde und für die Ostflüchtlinge an und zwar Hausgeräte und Haushaltungsgegenstände jeder Art, Wäsche und Kleidungsstücke und für unsere hoffenden Mütter alles zur Herstellung der fehlenden Säuglingswäsche sich eignenden Sachen“. Sätze, die verraten, dass es wahrhaft am Allernötigsten fehlte.
Mit dem Abstand von heute fragt man sich wie die Menschen es schafften, diese Krisenzeit zu bewältigen. Zur Antwort gehört natürlich , dass die Währungsreform 1948 ungeahnte Kräfte freisetzte, und dass Deutschland viel Unterstützung durch das Ausland erfuhr. Und doch ist der Wiederaufstieg nur verständlich, wenn man eine heute kaum noch gekannte Bereitschaft der Bevölkerung zur Selbsthilfe voraussetzt.
Bevor Pfarrer Wolffram wegen Überalterung in den Ruhestand trat, hatte er noch Pfingsten 1949 das Glück, die Grundsteinlegung der Kirche in Auwel-Holt vornehmen zu können. Mit dem Bau der Kirche ging ein lang gehegter Wusch der Holter in Erfüllung, zu dessen Verwirklichung sie selbst einen großen finanziellen Beitrag leisteten. Ein seelsorgerisch selbständiges Rektorat bekam die Holter Gemeinde 1965.
Auf Pfarrer Wolffram folgte 1950 Joseph Schmitz, anfangs als Kaplan, 1954 als Pfarrer und Dechant von St. Peter und Paul. „Das neue Kinderheim, die Renovierung der Pfarrkirche, das Jugendheim, die Modernisierung des Krankenhauses und die Planung eines neuen Kindergartens“ nennt sein Totenzettel als seine Verdienste. Er starb 1963. Auf ihn folgte Dechant Wilhelm Mehring.
In seiner Amtszeit hatte das Kirchenvolk mit der größten Umwälzung in der neuen Kirchengeschichte zurecht zu kommen, den Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils (1962-65) unter Papst Johannes XXIII und Paul VI. Insbesondere die Liturgiereform und die Einbindung der Laien in den Kultus sowie die Einführung der deutschen Sprache in der Messfeier riefen manche Irritation hervor, sie wurden aber bald von der Mehrheit der Katholiken begrüßt. Ein Höhepunkt für die Straelener Gemeinde in diesen Jahren war die 900-Jahrfeier der Kirche 1964, an der aus alter Verbundenheit zu Straelen der Siegburger Abt Schulte-Strathaus teilnahm.
Nach 12-jähriger Tätigkeit trat Dechant Mehring 1975 von seinem Dienst zurück. Der Bischof von Münster berief Theo Hoffacker als neuen Dechanten. „Das hatte Straelen noch nicht erlebt: drei Priesterbrüder Hoffacker zelebrierten gemeinsam am Altar“, schrieb die Rheinische Post zu seiner Amtseinführung am 6.10.1975. Von 1977 bis 1991 trug Hoffacker als Dechant die Verantwortung für die Dekanate Straelen, Geldern und Kamp-Lintfort. Diese „Belastung“ hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich besonders um die Förderung der Schönstattbewegung sowie um die Kinder, die Jugend und die zugezogenen jungen Familien zu kümmern, deren Zahl zwischen 1975 und 1995 in Straelen um 2000 wuchs.
Zu seiner Verabschiedung im Juni 1996 schrieb der Redakteur der Rheinischen Post, „er sei ein Pastor zum Anfassen gewesen“. Seine Nachfolger waren Pfarrer Gregor Wolters (bis 2000) und der 2006 viel zu früh verstorbene Stefan Meenen. Zur Zeit ist Ludwig Verst Pfarrer.
Als dritte im Bunde des Pfarrverbandes muss neben die schon beiden genannten Pfarren noch die Broekhuysener St. Cornelius Pfarre erwähnt werden. Eine Kirche gibt es dort schon seit 1897, ein eigenständiges Rektorat existiert seit 1908. Die Broekhuysener Gemeinde kann daher 2008 ein 100. Jubiläum feiern. Die jetzige Kirche ist im September 1974 geweiht worden.
Neben der Seelsorge ist die Geistlichkeit über die Pfarrverwaltung und den Pfarrgemeinderat auch in die Gebäudeunterhaltung involviert, die viel Einsatz und Mittel erfordert. Allein die Pfarrkirche war im Laufe der letzten 50 Jahre aus Renovierungsgründen viermal eingerüstet: 1953/54, 1965, 1972 und über einen längeren Zeitraum der letzten Jahre. Hier soll weiter nur an die Neugestaltung des Kirchplatzes mit dem Neubau der Bücherei und dem Gemeindezentrum vor zwei Jahren erinnert werden.
Wollte man einen Einblick ins Gemeindeleben geben, müsste man zuerst die Vereine, Kongregationen und Seelsorgegruppen erwähnen. Im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte änderten sie manchmal ihren Namen oder verschwanden ganz wie z.B. die „Jungfrauen-Kongregation“ oder die „Jünglingssodalität“. Allein ihre Vielzahl und die vielen Aktivitäten, Pfarrfeste etc. vermitteln den Eindruck eines großen Gemeindespektrums. Fehlen dürften die Kindergärten nicht, die Einrichtungen der Jugend- und Altenpflege und und und…
PastoralreferentInnen:
Kapläne in St. Peter und Paul ab 1947: |
Heinrich Tekolf 1947 – 1951 |
Bernhard Gernemann 1951 – 1955 |
Wilhelm Wösthoff ???? – 1952 |
P. Raymund v.d. Wielen 1952 – 1954 |
Josef Poschmann 1952 – 1954 |
Gerhard Hoffacker 1954 – 1962 |
Anton Janssen 1955 – 1961 |
P. Radbout Kempkens 1956 – 1959 |
Paul Hardering ???? ???? |
????? Köhnen ???? ???? |
Hans Belting 1961 – 1965 |
Joseph van Gemmeren 1962 – 1964 |
L. Voß 1964 – 1969 |
Herbert Drießen 1969 – 1972 |
Winfried Schrader 1972 – 1977 |
Meinhard Jonscher 1977 – 1981 |
Rudolf Schäfer 1980 – 1982 (als Subsidiar) |
Paul Spätling 1981 – 1984 |
Gerhard Baumann 1984 – 1987 |
Hans Schmeinck 1986 – 1988 |
Bernd Haane 1987 – 1990 |
Thomas Apfelstaett 1990 – 1991 |
P. Wolfgang Fischer 1991 – 1994 |
Stefan Keller 1994 – 1999 |
P. Daniel Kostowski 1999 – 2002 |
Charles Raya 2000 – 2018 |
Christoph Scholten 2002 – 2006 |
Thorsten Hendricks 2006 – 2010 |
Ebbo Ebbing 2016 – 2020 |
Priester in St. Cornelius: |
Rektor Angerhausen |
Theodor Derstappen |
Pater Josef Jongen |
Rektor Schmitz |
Pastor Gregor Wolters |
Pastor Baumgärtner |
Pastor Stefan Meenen |
Pastor Ludwig Verst |
Priester in St. Georg: |
Pastor J. van der Werf |
Pastor August Lamm |
Pastor Josef Goris |
Kaplan Berthold Heuberg |
Pater Peter Wilms |
Pastor Gregor Wolters |
Pastor Stefan Meenen |
Pastor Ludwig Verst |
Priester als Vicarius Cooperator: |
Spiritual Hans-Karl Seeger 1996 – 1997 |
Pfarrer Dr. Heinrich Valentin 1997 – 2005 (er arbeitet bis heute als Emeritus mit) |
Priester, die in Straelen lebten und für Aushilfsdienste zur Verfügung standen: |
OStR i.R. Josef Holtkamp, gest. 1965 in Straelen |
Pfr. em. Max Opheys , gest. 1996 in Straelen |
Pfr. em. Gerhard Rogmann, gest. 2002 in Kalkar |
Diakone: |
Holger Weihkamp (Diakon mit Zivilberuf seit 2008) |
PastoralreferentInnen: |
Hans Hecker |
Marga Roth |
Sigrun Bogers (bis heute) |
Maria van Eickels (bis heute) |
Christina Kretz (bis heute) |
Ordensgemeinschaften: |
In Straelen lebten und wirkten bis 2002 Franziskanerinnen von Mauritz als Ordensschwestern im Marien-Hospital |